Quelle:
http://www.autobild.de/artikel/gebrauchtwagen-test-sportliche-kleinwagen-9016987.html"Der englische Underdog"
Geboren als Rover 25, gespickt mit abgelegter Qualitätstechnik aus dem Honda Civic der sechsten Generation, hatte der MG keinen einfachen Start.
Der MG ZR ist sozusagen der Underdog in diesem zeitgenössischen Vergleich. Anders als der Peugeot glänzt er nicht mit Souveränität, sondern mit dem fröhlich aufgedrehten Charakter eines hyperaktiven Gummiballs. Er ist als Rover 25 zur Welt gekommen und durfte – abgesehen vom hauseigenen Motor – als angelsächsisches Vernunftauto die abgelegte Qualitätstechnik des Honda Civic der sechsten Generation auftragen. Um dabei den Sportsgeist nicht völlig verloren gehen zu lassen, vermarktete man ihn bald unter der sportlichen Traditionsmarke MG. Beide Marken, MG und Rover, sind schon seit Jahren klinisch tot. Ihr Vermächtnis beschränkt sich heute auf ein Paar Markenrechte, die in einer Schublade bei Tata in Indien liegen, und eine Handvoll Autos chinesischer Machart.
So hat es der ZR nicht leicht. Ihm fehlen als Waisenknabe der Herstellerrückhalt und auch eine wirkliche Fangemeinde. Obendrein hat man ihm in einem misslungenen Facelift 2004 eine ziemlich merkwürdige Frontpartie anmodelliert. Trotz alledem bemüht sich der Kleine rührend, den britischen Sportsgeist hochzuhalten. Seit Jahrzehnten feiert man in England in großem Stil kleinere Bergrennen. Mit viel British Racing Green und poliertem Alugitter geht es dann über verschnörkelte Hügelpisten. Und genau hier brilliert der ZR. Er ist nicht der Stärkste, er ist ziemlich lausig verarbeitet, und er muss mit seinem Schicksal klarkommen.
Und trotzdem: Leicht modifiziert, schnalzt man in ihm mit Krawall und Rule Britannia durch enge Kurven, dass es nur so qualmt. Der drehfreudige 1,8-Liter macht dabei ordentlich Radau, wird aber nach oben raus doch recht zäh. Beim geringen Kaufpreis darf man den finanziellen Einsatz nicht außer Acht lassen, der einen meist in Form von Folgekosten plagt. Seine Seltenheit macht den ZR nicht unbedingt begehrt. Darunter leidet wiederum oftmals die Pflege beim Vorbesitzer. Immerhin: Was das Fahrwerk angeht, so hätte man dieses getrost schon im Neuzustand rauswerfen können. Schon mit einem mittelpreisigen Zubehörfahrwerk verbessert der ZR sein staksiges, hölzernes Kurvenverhalten radikal und wird zum richtigen Spaßmacher. Was bleibt, ist die etwas schwierige Ersatzteillage. Zwar werden Verschleißteile von einigen Spezialisten immer noch angeboten, jedoch teils mit ewigen Lieferzeiten oder hohen Preisen für Karosserieteile.